Partnerbeitrag:
Wildwasserreise in Georgien
The Joy of Whitewater

Georgien hat seine Unabhängigkeit 1991 wieder erlangt, kurz bevor die Sowjetunion zerfallen ist. Die Georgier nennen ihr Land selber Sakartwelo (საქართველო), Georgien hat eine eigene Sprache mit einem eigenen Alphabet. Ungefähr 20 Prozent von Georgien sind von Russland besetzt. Es ist nicht möglich die Grenze zu den besetzten Gebieten Abchasien oder Südossetien zu überqueren. Davon merkt man aber als Reisende nicht viel. Georgien liegt südöstlich des Schwarzem Meeres zwischen dem Grossen und dem Kleinen Kaukasus. Der höchste Berg in Georgien hat eine Höhe von 5201 m. Und je nach Quelle gehört Georgien ganz oder teilweise zum europäischen Kontinent.
Hmm, da braucht man nicht Geografie studiert zu haben, um zu ahnen, dass innerhalb dieser über 5000 Höhenmeter viele Flüsse ihren Weg zum Meer suchen.
Gut, hohe Berge, Schnee und Gletscher, somit gibt es da Flüsse, aber wie komme ich da hin?
Wenn man im Navi Zürich -> Kutaissi eingibt, kommen 3621 km und 39 Stunden Auto fahren zusammen. Da wäre man dann also locker eine Woche unterwegs.
Was man auch immer über Flugreisen denkt, nach Georgien ist es der vernünftige Weg. Die Verbindung der Verbindungen ist Memmingen (D) nach Kutaissi. Das sind ca. 2600 km und nach vier Stunden Flug steht man mitten im Paddelrevier.
Memmingen hat einen kleinen Flughafen und Wizzair fliegt zweimal pro Woche nach Kutaissi. Aber der eigentliche Pluspunkt ist, sie nehmen Kajaks mit. Das ist keine offizielle Sache, man kann da sein Kajak nicht anmelden, aber wenn man ein zusätzliches Sportgepäck bucht, mit seinem Kajak am Sperrgutschalter auftaucht, nett lächelt, dann landet das Kajak mit dir in Kutaissi.
Wir haben das sogar schon mit Open Canoe gemacht und auch das hat geklappt.
Cool, wir stehen mit unserer Crew samt Kajaks in Kutaissi. Dann wäre da noch das Problem der Sprache, nicht mal die Schrift können wir lesen, kein Auto und keine Ahnung wohin.
Die Lösung auf alle diese Probleme heisst: Mikha Mindiashvili.
Mikha steht entweder selber am Flughafen oder schickt einen seiner Freunde vorbei. Samt Auto oder Kleinbus mit Anhänger oder Dachträger. Zwischendurch denkt er sogar an ein Ludi (Bier) zur Begrüssung.
Natürlich gibt es Apps mit allen Flüssen in Georgien, wir finden also unseren Ein- und Ausstieg, aber Pegel - Fehlanzeige. Infos über mögliche Gefahren wie Bäume quer über den Fluss - öhh.
Wieder ist unser Fahrer (Übersetzer, Reisebegleiter, Kultursachverständiger) die beste Quelle für Informationen. Unser Fahrer weiss (weil er Mikha ist oder in ständigem Kontakt mit diesem ist), welche Paddelgruppen im Moment, wo unterwegs sind, wo gab es Probleme und wie ist der Wasserstand.
Im Oktober 2025 steht unsere sechste Reise nach Georgien an. Wir haben also schon klare Vorstellung, wo es was zu paddeln gibt, aber telefonisch eine Unterkunft buchen, nachdem wir kurzfristig entschieden haben, am Schwarzen Meer unsere Tour zu starten, puh, ähm Mikha, could you please …
Paddeln kann man in Georgien von April bis November. Der Frühling ist eher noch zu kalt für den Grossen Kaukasus, aber im Kleinen wird man Wasser und Wärme finden. Im Sommer sind die Pegel dann eher tief im Kleinen Kaukasus und im Grossen donnert so viel Wasser zum Meer, dass du Wuchtwasser mögen musst. Die Pegel sinken im Herbst auf ein moderates Niveau, so dass im Grossen Kaukasus viele Abschnitte für den WW III und WW IV Paddler möglich sind. Im kleinen Kaukasus gibt es im Herbst meist nur Wasser, wenn es geregnet hat. Was es aber häufig auch tut. Vielleicht muss dann auch mal ein Tag auf die Paddellei verzichtet werden, bis die Pegel wieder auf paddeltaugliches Niveau gesunken sind.
Wir bewegen uns auf unseren Wildwasserreisen zwischen Kutaissi, dem Schwarzem Meer und dem Grossen Kaukasus in einer nach Osten geneigten, eierförmigen Kartoffel. Klimatisch ist das so ähnlich wie eine Reise von Neapel nach Scuol.
Am Schwarzem Meer ist unsere Basis häufig in Kobuleti da sind Kintrishi, Machakhela, Chakvitskali, Chvanitsqaliund einige mehr, die wir noch nicht kennen. Ehrlich gesagt, kennen wir viele Flüsse (zum Glück) noch nicht. Im Grossen Kaukasus liegt unsere Basis in Mestia auf 1500 m über Meer. Da locken Flüsse wie Enguri und Mulkhura. Auf dem Weg von Batumi (unserer Kartoffel folgend Richtung Mestia) finden sich Perlen wie Supsa und Bzhuzha und noch weiter im Norden bevor es ins Enguri Tal geht noch Tekhura und Chobistskhali. Auf dem Weg von Mestia zurück nach Kutaissi liegen noch Tskhenistskali und Rioni.
Keiner der aufgezählten Flüsse ist ein nebenbei sondern eine Reise wert. Laut der Whitewater Guide App hat jeder der Flüsse mindestens einen Abschnitt mit einer vier-sterne Bewertung.
Das ist Gourmet-Paddeln!
Obwohl du immer mit dem Auto bis zum Einstieg kommst, sind die Strassen teilweise weit weg vom Fluss, ein Abbruch der Paddeltour häufig nicht möglich und ein Helikopter steht nicht bereit, um dich herauszuholen. Ersatzpaddel, genügend Zeit und etwas mentale und körperliche Reserven schaden nicht.
Auch die Strassen zum Fluss können an der Grenze deiner Komfortzone liegen. Unsere Fahrer sind wahre Könner und wann immer man in den Fluss runtersehen kann, stehen sie an der Strasse und geben uns Begleitschutz.
Aber wir sind hier, um Spass zu haben und den gibt es in vielen Formen. Wuchtwasser und Creeks, durch den subtropischen Wald und alpine Schluchten.
Georgien ist sehr vielfältig. Da gibt es zum Beispiel eine Stadt namens Batumi. Das ist so eine
Art Las Vegas. Batumi liegt am Schwarzen Meer und wird besucht um zu zocken und zu feiern.
Sehr beliebt bei Moslems aus der Türkei, denn zu Hause soll man nicht.
Auf dem Land schaut das Leben ganz anders aus da wird teilweise noch immer mit Ochsen ein Feld gepflügt und vor jedem Haushalt wird noch Holz gehackt.
Georgien weiss nicht so recht, was man mit Abfall macht. Eine durchgängige Entsorgung oder Kläranlagen gibt es eher nicht. Klingt schlimm, ist es eigentlich auch, aber man merkt davon nicht so viel. Die meisten Flüsse sind da, wo wenige Menschen sind und die haben auf dem Land nicht so viel, und wer nicht viel hat, schmeisst auch weniger weg. Auf einer Wildwasserreise ist in Georgien noch niemand Krank geworden, die Natur, gefühlt, weniger unter Druck, wie zu Hause
Wichtig und ein Highlight in Georgien ist ein Supra. Ein Supra ist ein Festessen. Es folgt traditionellen Regeln, wird vom Familienoberhaupt (oder dem Ehrenmitglied) geleitet und beinhaltet viele Toasts und natürlich viel Essen. Das heisst da fliesst schon ein bisschen Alkohol zum Beispiel Chacha (georgischer Grappa). Alle Gerichte landen in der Regel Mitten auf dem Tisch und man nimmt sich was man will. Die georgische Küche beinhaltet viel Aubergine und Baumnüsse. Traditionelle Gerichte sind zum Beispiel Khachapuri (Käsebrot) oder Khinkali (Teigtaschen, mit sehr viel Flüssigkeit gefüllt).
Als Tourist kann man ein „echtes“ Supra kaum erleben, aber dank unseres Fahrers der schon mal den Tamada (Tischmeister) mimt, kommt Supra Stimmung auf. Die Toasts (Trinksprüche) sind zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber irgendwann (hat nichts mit dem Alkoholpegel zu tun) merkt man, es ist ernst gemeint, kommt von Herzen und es berührt, wenn es um Freundschaft, Gesundheit oder Familie geht.
Was brauchen wir beim Paddeln am meisten: Freundschaft, Vertrauen, Teamgeist - darum geht’s beim Supra.
Wenn du Interesse hast mit einer geführten Gruppe nach Georgien zu reisen, unsere nächste
Reise findet im Oktober 2025 statt.
Wenn du auf eigene Faust loswillst und noch Fragen hast, kannst du dich unter
mail@joyofwhitewater.ch melden.
Der Autor Joe und Mikha Mindiashvili
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