lauper1000m.jpg

Silber und Bronze hatte Kajakjunior Luca Lauper schon an der Junioren-WM gewonnen.

Mittwoch, 2. August 2023 - 9:39
 

Silber und Bronze hatte Kajakjunior Luca Lauper schon an der Junioren-WM gewonnen. Und genau diese Medaillen holte der 18-Jährige aus Rapperswil‑Jona nun auch an der EM. Er machte es aber spannend.

Die Muskulatur übersäuert; Schmerzen nehmen zu, koordinative Fähigkeiten ab. Das passiert infolge eines Sauerstoffdefizits mit dem menschlichen Körper, wenn er an seine Leistungsgrenze geht. Und aus diesem Grund gibt es eine so alte wie banale Kjakfahrer-Weisheit: Das Rennen entscheidet sich auf den letzten 250 Metern – nicht auf den ersten. Diese Erfahrung machte letztes Wochenende Luca Lauper gleich dreimal. Der 18-jährige Athlet vom Kanuclub Rapperswil‑Jona (KCRJ), vor drei Wochen sensationell Junioren-Vizeweltmeister geworden, wollte letzte Woche an der Junioren-Europameisterschaft im portugiesischen Montemor-o-Velho seine ersten EM-Medaillen holen.

Über die im Einer olympischen 1000 Meter führte er denn auch gemeinsam mit dem Favoriten aus Ungarn das Feld an. Doch dann, natürlich 250 Meter vor dem Ziel, tauchte aus dem scheinbaren Nirgendwo der Pole Alex Borucki auf. Lange hat er hinter der Spitze Kräfte gespart, um im Endspurt zuzuschlagen. 50 Meter vor dem Ziel lag seine Bootsspitze auf gleicher Höhe wie jene Laupers. Doch dieser parierte mit seinen letzten Kräften den Angriff. Und rettete 31 Hundertstel Vorsprung über die Ziellinie. Nach Silber an der WM gab es an der EM erneut einen zweiten Platz für den Kantischüler. Wieder hiess der Sieger Balint Kollek aus Ungarn. Doch diesmal forderte Lauper diesen noch stärker. «Im Endspurt konnte ich mehr zulegen als an der WM», erklärt er. Dadurch verpasste er schliesslich bei einer Rennzeit von etwas über dreieinhalb Minuten bloss wegen 1,17 Sekunden den Sieg.

Nicht minder spannend war der Ausgang des Rennens über 500 Meter. Nach dem besten Start der neun Finalathleten fiel Lauper bis Rennhälfte auf Rang 4 zurück. «Ich bemerkte, dass drei Athleten vor mir sind», sagt Lauper, der dann seine letzten Reserven anzapfte. Auf den zweiten 250 Metern machte er so eine ganze Bootslänge auf den vor ihm liegenden Deutschen gut. 20 Meter vor dem Ziel zog er gar an diesem vorbei und holte mit 28 Hundertsteln Vorsprung Bronze.

«Luca hat die spezielle Gabe, Schmerzen zu ertragen: Wenn es weh tut, kann er nochmals zulegen», sagt Nationaltrainer Matthias Krähenbühl über seinen Schützling. Dies beobachtet der Coach nicht nur in nervenaufreibenden Wettkämpfen wie diesem, sondern auch täglich im Training.

Doch Lauper ist nicht der einzige Schweizer, der mit Leidensdruck umgehen kann. Das zeigte sich an der Junioren-EM in der Königsdisziplin, dem Viererkajak über 500 Meter. Angereist mit einem 5. Rang an der WM, wollte das Quartett um Lauper, Sven Hirzel, Fynn Wyss (alle KCRJ) und Aaron Schmitter vom Kanuclub Nidwalden eine Medaille. Schon im Vorlauf geriet dieses Ziel in weite Ferne. Mit Rang vier verpassten sie die direkte Finalqualifikation deutlich. Der Rapperswil‑Joner Athlet Hirzel klagte über Kopfschmerzen und Übelkeit. Tags darauf im Halbfinale rettete sich der Schweizer Vierer ins Finale.

In diesem überraschte das Boot dann wieder. Der wieder gesunde Hirzel erwischte den Start optimal. Er und seine Teamkameraden gingen als Zweitplatzierte in den Endspurt. «Dort sind wir ‘gestorben’», sagt ein enttäuschter Hirzel im Ziel. Platz 4 statt eine Medaille setzte es ab.

«So hart es ist, wir müssen zufrieden sein», sagt Trainer Krähenbühl. «Hätte man uns dieses Resultat nach dem Vorlauf hingelegt, wir hätten sofort unterschrieben.» Trotzdem schwingt in Krähenbühls Stimme etwas Melancholie mit. Denn der Auftritt des Vierers war vorerst der letzte dieser Ausnahmegeneration.

Altersbedingt wechseln Lauper und Wyss in die U23-Kategorie. Und wollen nächste Saison dort für Furore sorgen.

Weiter klassierte sich die schnellste Schweizer Juniorin Dina Hänni für den Kanuclub Rapperswil‑Jona auf Rang 17 über 500 Meter. Ihr Clubkollege Raphael Muff und das Duo Maurus Züllig / Silvan Diethelm vom KC Romanshorn zahlten als 19-Jährige Lehrgeld in der U23-Kategorie. Sie schieden in den Vorläufen, beziehungsweise den Semifinals, aus.


Text: Fabio Wyss
Bilder: Raphael Muff
 

luca_lauper.jpg

Unterstütze unseren Sport –
Unterstütze Swiss Canoe

Join the Community und erhalte unsere News

Unterstütze unsere Arbeit
durch deine Mitgliedschaft

Werde
Clubmitglied

Mitmachen –
Volunteers willkommen!